Autofreie Stadt

Auf in die Zukunft

 

Vision Zero

In der skandinavischen Politik gilt die "Vision Zero" schon seit 1997, in Deutschland wird sie von den meisten Entscheidern noch - bewusst oder unbewusst - missverstanden. Vision Zero bedeutet: keine Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr mehr.

Es klingt nach einem unrealistischen Ziel. Keine Unfälle mehr? Unmöglich.

Das ist schon das Mißverständnis, denn es geht nicht darum, Unfälle völlig zu vermeiden. Natürlich geht das nicht, denn jeder Mensch macht Fehler. Letztlich bedeutet es einen Perspektivenwechsel: anstatt den Menschen als Störfaktor im Straßenverkehr zu sehen, geht es darum, das System Verkehr so zu verändern, dass Menschen nicht mehr zu Schaden kommen können. Und das, selbst wenn sie Fehler machen, ob am Steuer oder als Fußgänger.

Auf der Seite Vision Zero der Agentur fairkehr GmbH werden einige Argumente dafür erklärt:

Die Fehlertoleranz des Systems Verkehr bei 50 km/h im Wohnbereich oder bei 180 km/h auf der Autobahn ist nahe Null. Eine Unachtsamkeit und ungeheure Energien werden freigesetzt, die der menschliche Körper nicht aushält. Die Folge: Der Straßentod ist die häufigste Todesursache der unter 45-Jährigen. Autofahren ist im relativ sicheren Schweden rund 40 mal so gefährlich wie in der Industrie zu arbeiten. „Stellen Sie sich mal vor, die Lufthansa oder die Schweizer Bundesbahnen würden 1000 Tote im Jahr als unvermeidlich akzeptieren“, sagt [Leiter des Bereichs Mensch bei der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) Raphael] Huguenin, „kein Mensch würde mehr in ein Flugzeug oder einen Zug einsteigen.“

Nur im Luft- und Schienenverkehr ist es bei uns üblich, aus Unfällen systemische Konsequenzen zu ziehen. Langwierige Nachforschungen zum Unfallhergang, großflächige Kontrollen aller baugleichen Fahrzeuge, Überarbeitungen der Sicherheitsvorschriften und neue Schulungen der Fahrzeugführer sind Folgen jedes Unfalls oder Beinah-Unfalls.

Im Bereich der Politik sind Machtmißbrauch und Korruption dagegen nur Schwächen des jeweiligen Politikers. In der Finanzwelt sind regelmäßige Börsenzusammenbrüche nur bedauernswerte Wachstumsstörungen. Und im Autoverkehr ist jeder der tausenden Unfälle am Tag ein Einzelfall.

Je früher wir einsehen, dass der Straßenverkehr ein System mit steuerbaren Variablen ist, desto schneller können wir diese Variablen so verändern, dass weniger Menschen unter dem Verkehr oder seinen Folgen leiden müssen.

Links: